Herbsttour im Hagengebirge

Geschrieben am: 25.09.2007 18:21
Abgelegt unter: Bergtouren

Hier meine neueste relativ konzeptlose Wochenendtour. Die "Planung" begann erst Freitag abend, weil mir die Decke auf den Kopf fiel, und am Samstagmorgen stand ich schon an der Seelände.

Das Problem war natürlich die Schneelage: Ich wollte keinen Schnee, andererseits aber raus aus der Zivilisation. Also entschied ich mich für die grobe Richtung Hanauer Laub, um dann an Ort und Stelle zu überlegen, wie es weitergehen sollte.

Von Salet stieg ich dann auch zügig dorthin auf. Oben entschied ich dann, dass sich für den Weiterweg am ehesten der Wildpalfen anbot. Der sah schon von dieser Seite ziemlich schneearm aus, die andere Seite mit den riesigen sonnigen Wiesen musste daher komplett frei sein. Außerdem wollte ich schon lange auf diesen Gipfel, da mich alle begrünten Berge magisch anziehen.

Der Weg dorthin führte durch die Schreck, wo noch einige Schneeflecken lagen, die jedoch kein Problem darstellten. (Allerdings war die Wegfindung nicht einfach, da mir relativ vage Hinweise aus einem DAV-Führer von 1959 genügen mussten.)

Der Wildpalfen ist eigentlich kein Gipfel, sondern mehr eine Ansammlung von zusammenhängenden Grashügeln - allerdings alle in über 2.000 m Höhe. Ich spazierte dort herum und genoss die Fernsicht in alle Richtungen. Erstaunlicherweise waren auch recht viele (und laute)  Leute auf dem gegenüber liegenden Teufelshorn.

Dann pfiff ein Murmeltier in der Wiesenflanke weit unter mir. Mich konnte es kaum meinen, deshalb sah ich mich um und entdeckte einen Adler, der ungefähr auf meiner Höhe am Abbruch zum Eisgraben entlang flog. Den Aufwind nutzend überquerte er ohne einen Schwingenschlag die gesamte Röth, und ich verlor ihn erst kurz vor dem Funtenseetauern aus den Augen.

Hier in der Gegend wachen oft zwei Murmeltiere: Eins macht die Bodenaufklärung und eins die Luftüberwachung. Der Adler war ein junges Tier, erkennbar an den hellen Flecken auf der Unterseite der Schwingen.

Ich überlegte, ob ich noch zum Jägerbrunntrog hinüber sollte, um einen Blick ins Blühnbachtal zu werfen. Aber es lag einiger Schnee dazwischen, und der Abstecher hätte zu viel Zeit gekostet. Deshalb hob ich mir diesen Gipfel für später auf und machte mich an den Abstieg Richtung Eisgraben. Das war aber auch nicht so einfach, da es keinen erkennbaren Steig gibt. Man sieht von oben überhaupt nicht, wo es hinuntergehen könnte.

Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten - eine relativ weit oben und eine über das Leiterl, das im aktuellen Gebietsführer gar nicht mehr drinsteht. Genau das suchte ich. Deshalb stieg ich wohl zwei Stunden auf der Flanke herum, mal nahe am Abbruch, dann wieder Latschen umgehend. Schließlich fand ich den alten Steig und hab mir damit für spätere Fälle wieder einen neuen Weg erobert.

Bis zur Wasseralm schaffte ich es allerdings nicht mehr, sondern biwakierte in der Nähe der ehemaligen oberen Röthalm, leider knapp neben einem Ameisenhaufen. In der Nacht fielen mir aber nur dreimal Ameisen in den Mund, und zwischendurch hatte ich lustige Träume.

Am nächsten Morgen merkte ich dann, dass mir was fehlte - Essen! Als ich gegen acht Uhr an der Wasseralm auftauchte, hatte man zum Glück noch ein herzhaftes Frühstück plus Kaffee für mich. Danach ging ich dann den friedlichen Weg übers Halsköpfl mit seiner fantastischen Aussicht am romantischen Schwarzsee und noch romantischeren Grünsee vorbei und stieg durch die Saugasse ab - ein bequemer Ausklang.

Unten angekommen tauchte ich noch schnell in den Königssee, um den angesammelten Mief abzuwaschen, bevor ich mich in Bartholomä unter die Touristenmassen mischte und mich Richtung Seelände einschiffte.

Ach ja: Ich hab auf dem Weg zum Hanauer Laub ein in Folie verpacktes Käsebrot verloren. Wer es findet, darf es behalten. Beweisfoto an mich.

Tourfotos hier.


Kommentare

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Thomas Edel

ra_thomas_Edel@web.de

 
Sonntag, 14-05-17 11:39
Hallo Ika,

es ist immer eine Freude, Ihre Berichte zu lesen. Sie helfen nicht zuletzt bei eigener Tourplanung. Darf ich um einen Tip bitten? Ich würde mich freuen, wenn Sie hierzu etas beisteuern können: Kommt man vom Jägerbrunntrog bzw Eisgrabenscharte auf das Gr. Teufelshorn? Geplant ist, vom Weg 458 kommend, dort aufzusteigen. Zweitens: Abstieg zur Wasseralm durch den Eisgraben: Wegfindung machbar "ohne GPS" und mit Erfahrung im weglosen Gelände? Für eine kurze Rückmeldung bedanke ich mich. Viele Grüße und allzeit guten Weg, Thomas Edel

Fredrika Gers

Web-Site

 
Montag, 15-05-17 12:28
Hallo Thomas,
schön dass du hergefunden hast, obwohl ich die Seite in den letzten Jahren zugunsten meiner Bücher vernachlässigt habe.

Zu deinen Fragen:

"Kommt man vom Jägerbrunntrog bzw Eisgrabenscharte auf das Gr. Teufelshorn?"
Du meinst vermutlich den 2er-Anstieg, der im AV-Führer unter Nr. 3033 beschrieben ist. Diesen Weg habe ich nie gefunden. Ein Bekannter sagte mir, dass die Beschreibung nicht stimmen würde.

"Vom Weg 458 kommend ..."
Du willst also vom Verbundsteig zum Jagerbrunntrog und von dort weiter aufs Große Teufelshorn.
Für die erste Etappe, also Verbundsteig-Jagerbrunntrog, gibt es zwei Möglichkeiten. Die direkte soll sehr schwer zu finden sein und ich habe sie noch nie benutzt. Einfacher (aber weiter) ist es über Sulzenkarl, weil du da nicht darauf angewiesen bist, genau die Stelle mit den Eisenklammern zu finden.
Am Jagerbrunntrog angekommen, rate ich dir, in den Eisgraben abzusteigen, bis du zum Normalweg aufs Große Teufelshorn queren kannst. D.h. also wie im AV-Führer unter Nr. 3011 beschrieben, nur in umgekehrter Richtung (vereinzelt Dauben).

"Wegfindung vom Eisgraben zur Wasseralm"
Das ist fast die einfachste dieser Übungen, da du beim Abstieg in jedem Fall irgendwann auf dem Weg 416 landest, egal ob du links oder rechts um den Lehlingskopf herumgehst. Auch hier wäre "3011 umgekehrt" die Variante der Wahl.

Herzliche Grüße
Fredrika Gers

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